Die seltsame Vermehrung der Ungeimpften beim RKI (Update, Update 2)

Anbei zwei Versionen des Wochenberichts des RKI vom 30.12.2021.

Auffällig dabei ist eine Korrektur (oder sollte man sagen, eine seltsame Vermehrung) der Anzahl der ungeimpften Patienten, die mit Omikron infiziert sind. Diese haben sich von 186 (in der Version, die bis gestern im Netz stand) auf sage und schreibe 1097 erhöht. Die ohne Ankündigung korrigierte Version steht seit heute im Netz.

Unten jeweils ein Screenshot beider Versionen:

ALT:

NEU:

Also, Herr Wieler, echt jetzt?

Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst! Wer soll Ihren Zahlen noch den geringsten Glauben schenken, wenn sich die Zahl, die das meiste Interesse findet (und das dürfte Ihnen vorher klar gewesen sein!), nämlich die der ungeimften Omikron-Erkrankungen, einfach mal so und ohne Erklärung auf fast das Sechsfache erhöht wird? Denn die Frage, welche Schutzwirkung die Impfstoffe bei der neusten Variante des Virus bieten, dürfte die wichtigste Frage in der Bevölkerung zur Pandemie im Moment überhaupt sein.

Hat da bei Ihnen jemand angerufen nach dem Motto: „So geht das nicht, das ist ja Wasser auf die Mühlen der Impfgegner“?

Die Zahl bedeutet nämlich, dass die Impfung nicht nur nicht schützt, sondern das Risiko einer Infektion mit der Omikron-Variante sogar bedeutend erhöht, denn wenn zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sind, aber tatsächlich 95 % der Omikron-Erkrankten geimpft sind, dann bedeutet das ein stark erhöhtes Risiko, sich diese Variante einzufangen. Und zwar für die Geimpften, nicht für die Ungeimpften! Sogar nach der neuen Zahl ist das Risiko für die Geimpften höher als das für die Ungeimpften. Was gilt denn nun, Herr Wieler? Schließlich handelt es sich um Zahlen, die sich auf einen festen Zeitabschnitt in der Vergangenheit beziehen. Da ändert sich nichts mehr

Diese Zahl dürfte die wichtigste des gesamten Berichtes sein. Und ausgerechnet die wird nachträglich geändert und auf fast das Sechsfache erhöht? Das sieht nicht nach einem Irrtum aus – nicht bei einer so brisanten Zahl. Wer da nicht eine Anweisung von „ganz oben“ für wahrscheinlich hält, der lebt in einem anderen Land.

Herr Wieler, ich glaube Ihnen keine einzige Zahl mehr.

Update:

Ich bin sofort dem Hinweis eines Lesers nachgegangen, ob es sich um einen Copy & Paste-Fehler handeln könnte. Zwar sind alle anderen Daten geändert, aber der Text mit der Zahl „186“ ist tatsächlich im Wochenbericht davor, also vom 23.12.2021, enthalten.

Es spricht also tatsächlich alles für einen Fehler und ich nehme meine Beschuldigung von oben zurück. Ich lasse den Text aber stehen, weil er zeigt, wie sehr das Vertrauen in die Datenerhebung offizieller Institutionen (und erst recht in die Berichterstattung darüber) bereits gelitten hat, nicht zuletzt auch bei mir.

Trotzdem halte ich die Daten nicht für sehr verläßlich.

Auch aus den korrigierten Daten (1097 Geimpfte) ergibt sich, dass die Impfung vor Omikron nicht schützt.

Hier ein Screenshot aus dem Bericht vom 23.12.2021. Dort ist die Zahl „186“ zu finden. Offenbar hat der Text als Vorlage für den Wochenbericht eine Woche später gedient.

Den Vorwurf an das RKI, diese Zahl stillschweigend geändert zu haben, erhebe ich aber nach wie vor. Ein einziger Satz mit einer Erklärung hätte hier genügt und das Vertrauen nicht weiter beschädigt. Ich nehme mir ja als Blogger auch nicht meine alten Artikel vor und ändere stillschweigend Angaben, sondern teile das den Lesern per „Update“ mit.

Das nennt man Transparenz, Herr Wieler. So wäre der Verdacht der Datenmauschelei gar nicht erst aufgekommen.

Update 2:

Hat das RKI etwa diesen Blogartikel gelesen? 😜 Wie dem auch sei, der Forderung nach Transparenz sind sich jedenfalls nachträglich nachgekommen: Seit kurzem befindet sich ein entsprechender Hinweis auf der Startseite des Wochenberichts „vom 30.12.2021“ Gestern war er noch nicht da.

2 Kommentare zu „Die seltsame Vermehrung der Ungeimpften beim RKI (Update, Update 2)

  1. Nach den Erfahrungen die meine Fraun als Büroangestellte im RKI ( vor gut dreißig Jahren) machte, neige ich zur Ansicht: die können es nicht besser. Sicher, das ist verdammt lange her. Aber warum sollte es sich andererseits zum Besseren gewandelt haben? Zumal, wenn nun wieder derart schlimme Fehler passieren und viel zu lange unentdeckt bleiben. Der Fall unterstreicht ja geradezu meine Meinung.

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  2. Die Zahl 186 war ein „Copy-und-Paste“-Fehler des RKI, die gleiche Zahl war nämlich auch im Wochenbericht von vorletzter Woche angegeben. Also nichts mit „Anweisung von ganz oben“.
    Was Sie dem RKI hier natürlich vorwerfen können ist „Unprofessionalität“ (der Fehler an sich und die Tatsache, dass es so lange zur Korrektur gebraucht hat) sowie Intransparenz (bei der Korrektur des Fehlers).

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