Der Widerstand wächst

Cicero-Leser Manfred Sonntag zu einem Interview einer Staatsrechtlerin bezüglich Impfpflicht und 15-km-Leine:

Langsam allerdings mehren sich auch in den traditionellen Medien kritische Stimmen. N-tv bringt die wütende Antwort einer Krankenschwester, die sich gegen den Vorwurf, „Querdenker in weiß“ zu sein, wehrt. Das Pflegepersonal sei ein Querschnitt der Bevölkerung, es habe genauso ein Recht wie diese, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und vorsichtig zu sein.

Schauen wir also lieber nochmals auf den CSU-Mann Söder. Er hat überhaupt keine Ahnung von Gesundheitspolitik. Er redet viel darüber, wie die Schutzmaßnahmen verschärft werden können. Jedoch kenne ich keine einzige kluge Bemerkung von ihm, wie Bund und Länder das Gesundheitswesen fit für die Zukunft kriegen sollen. Er erklärt einfach, wir hätten die Pflicht, erstens Patrioten zu sein, und zweitens uns impfen lassen zu müssen. So einfach kann man es sich machen. Oder? Nein, kann man eben nicht! Dann könnte man auch Lkw-Fahrern oder Supermarkt-Kassiererinnen sagen: Seid Patrioten und lasst euch impfen, auch ihr seid systemrelevant und trefft jeden Tag viele Menschen.

Richtig traurig bin ich, dass Journalisten auf diesen Zug aufspringen und Söders Forderung unterstützen, eine Impfpflicht für Pflegekräfte einzuführen. Wenn ich etwa in einer großen Tageszeitung lese, die Impfung sei „genauso notwendig wie das Tragen von Wegwerfhandschuhen“, kann ich nur sagen: Das ist irreführend. Mit den Handschuhen schützt man nachweislich jeden Patienten vor Infektionen, mit der Impfung vielleicht nur sich selbst vor Covid-19. „Meine Toleranz ist groß. Weil aber die ‚Querdenker‘ in Weiß nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, sondern auch das Leben anderer, wird mir mulmig“, schrieb der Reporter eines Nachrichtenportals. Und mir wird mulmig, wenn ich solchen Unsinn lese. Das ist aus meiner Sicht eher Diffamierung, die mit Toleranz wenig zu tun hat. Aber so geht Deutschland eben mit seinen Heldinnen und Helden um.

Bemerkenswert ist nicht der Klartext, den die Krankenschwester Nina Böhmer spricht. Die Betroffenen tun das schon immer. Die Missstände kennt jeder, der schon einschlägige Erfahrungen in Krankenhäusern sammeln musste. Bemerkenswert ist, dass n-tv ihr einen so prominenten Platz einräumt.

Update: David Berger zeigt auf seinem Blog den verzweifelten Aufschrei einer Geschäftsinhaberin, der keinen kalt lassen kann.

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