Prager Frühling in Grünheide

Heute Abend war ich wieder in Grünheide spazieren.

Die Polizei war auch da. Hat mit uns diskutiert. Wir gaben an, dass wir uns persönlich kennen und einfach spontan spazieren gehen wollten. Das akzeptierte die Polizei nicht. „Wir wissen genau, weshalb Sie hier sind.“ Aha, dachte ich. Dann ist ja alles in Ordnung. Denn wir sind hier, damit die Polizei das weiß.

Mehr als zwei Mann seien eine Versammlung und dann müsste die angemeldet werden. Der Beamte tippte auf meinen Button „Gesund ohne Zwang“ – eine Aktion der AfD. Das sei ja der Beweis, dass es sich um eine politische Veranstaltung handele. Wir beharrten darauf, keine Versammlung abzuhalten. Offenbar hatten die Beamten Anweisung, Spaziergänge grundsätzlich als Versammlungen zu werten.

Jemand fragte, wie ist das bei Familien, das wären ja oft mehr als drei Personen. Ja, das wäre etwas anders, das sei ja nicht politisch. Schließlich setzten wir uns einfach in Bewegung und die Beamten blieben zurück. Im Außenbereich einer nahegelegenen Gaststätte beratschlagten wir erst einmal. „Wir“, das waren wieder die üblichen Verdächtigen. Ein knappes Dutzend, aber eine stabile Gruppe.

Alles vollkommen lächerlich und grundgesetzwidrig, aber wir müssen mit Anzeigen rechnen. Wegen Abhaltens einer nicht genehmigten Versammlung. Natürlich wollten wir es den Beamten nicht zu leicht machen. Sie wussten, dass wir da waren und was wir vorhatten, das war das Entscheidende. Sie würden es weitermelden.

Wir sind dann auf ziemlich verschlungen Wegen teilweise durch den Wald, teilweise durch den Ort gegangen. Als wir zurückkamen, stand die Polizei immer noch da. Wir kamen aber einzeln und in Zweiergruppen. Da hatten sie keine Handhabe.

Ich hatte dem Beamten auf dem Marktplatz entgegnet, dass ich schon 1968 einen selbstgemachten Button getragen hatte mit den drei tschechischen Nationalfarben. Es war auch gerade Frühling damals. Benannt nach der Stadt Prag. Aber das sagte ihm nichts, wahrscheinlich war er da noch nicht auf der Welt.

3 Kommentare zu „Prager Frühling in Grünheide

  1. Ha, Staatsfeind bin ich schon und zwar anerkannt und verurteilt wegen Blasphemie, Volkeverhetzung und Beleidigung, angezeigt wegen – angeblichen – Gebrauchs verfassungsfeindlicher Symbole (ich habe einem Polizisten „das ist ja wie bei Hitler“ erwidert. Er hat daraus HH gemacht. Ausserdem konnte ich mich auch noch an einer offiziellen Gefährderansprache erfreuen (ich habe den Film „Falling Down“ gelobt und dargelegt, dass ich mich gerne mal wie die Hauptfigur aufführen würde). Da wundert man sich nicht, wie eine „Entführungsstory“ im BKA entsteht. Deu 2022.

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  2. @ Rainer Seifert: Das habe ich vergessen zu erwähnen. Wir haben tatsächlich gesungen: „Die Gedanken sind frei“. In der zweiten Strophe kam: „….doch für eure Testreih’n bin ich nicht das Testschwein.“ Der Text ist, zugegeben, ein wenig umgedichtet. Das ist ja nun nicht unbedingt im Sinne der Regierung, und da jede Kritik an ihr per definitionem „rechtsextrem“ ist….

    Wir müssen zwar noch etwas üben, um zu echten Staatsfeinden zu werden, aber wenn die Polizei so weitermacht, werden wir das auch noch schaffen.

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  3. Sieht so aus als wäre die Personaldecke der Polizei nun doch wieder etwas stärker geworden.
    Nun fehlt wohl nur noch die Schlagzeile in der „Märkische Volksstimme“ (sofern es die noch gibt):
    Nazi Aufmarsch in Grünheide – Querdenker und Corona-Leugner marschieren durch den Ort und singen dabei rechtsextreme Lieder.

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