Die Pandemie ist vorbei (Update, Update 2)

Oder wie anders soll man diese Tabelle aus dem neusten Wochenbericht des RKI werten?

Bei der Impffektivität zeigt sich im Prinzip dasselbe Bild wie in der Vorwoche. Die statistische Verteilung der einzelnen Gruppen (Ungeimpfte, Grundimmunisierte und Geboosterte) entspricht etwa der Verteilung in der Bevölkerung. Nur die Geboosterten haben einen kleinen Vorteil, deren Anteil liegt niedriger. Da gibt es nichts Neues.

Aber hier ist zu sehen, dass auf fast 12.000 symptomatisch Erkrankte nur 139 Krankenhausfälle, davon 9 auf der Intensivstation, und 7 Tote kommen. Das entspricht etwa der Letalität einer Influenza. Würde man die üblichen „Infizierten“-Zahlen mit nur positivem PCR-Test, jedoch nicht zwingend mit Symptomen, zugrunde legen, wäre das Verhältnis noch krasser.

Die case fatality rate, also die Anzahl der Gestorbenen, liegt bei Grippewellen bei 0,1 – 0,2 %. Aus den obigen Daten ergibt sich eine vorläufige CFR von 0,06%. Sie liegt damit noch unter der CFR der Grippewelle von 2018, bei der man 28.000 Tote bei 29 Millionen Erkrankten beklagen mußte, also die CFR 0,1% betrug.

Der Grund dürfte darin zu finden sein, dass Omikron in der Regel nicht mehr die gesamte Lunge, sondern nur noch die oberen Atemwege befällt. Das ging aus jüngst veröffentlichten Studien hervor.

Kurz gesagt: Die Pandemie ist so gut wie zu Ende. Die Natur in Gestalt der Mutation Omikron hat ihr den Garaus gemacht. Jetzt muss es nur noch die Politik akzeptieren, aber die wird sich mit Händen und Füßen dagegen stemmen.

Update: Lauterbach reagiert wie vorhergesagt.

Allerdings ist es falsch, was er da sagt. Denn die Epidemiologie hat längst herausgefunden, dass sich Epidemien nach einem einheitlichen Schema entwickeln: Die bestimmende Komponente, nach der die Mutationen selektiert werden, ist die Infektiosität. So entstehen immer neue Mutationen, die sich von den vorhergegangenen dadurch unterscheiden, dass sie infektiöser sind. Dadurch übernehmen sie in kurzer Zeit das gesamte Geschehen, die Mutanten, die weniger infektiös sind, werden verdrängt oder setzen sich gar nicht erst durch.

Impfen steigert diesen Druck: Die neuen Varianten setzen sich vorrangig dann durch, wenn sie gleichzeitig dem Impfstoff sozusagen ausweichen. In eine bestehende Epidemie hineinzuimpfen, ist also kontraproduktiv. Hier gilt das Prinzip: Was die Viren nicht umbringt, macht sie stärker. Deshalb werden Grippeimpfungen vor einer erwarteten Grippewelle durchgeführt.

Die Todesrate allerdings, die CFR, nimmt von Mutante zu Mutante ab, denn es besteht kein evolutionärer Druck in diese Richtung, im Gegenteil, ein Virus, das seinen Wirt umbringt, rottet sich auf Dauer selbst aus.

Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass per Zufall auch stärker letale Varianten entstehen, Dass diese allerdings auch gleichzeitig infektiöser sind und sich damit durchsetzen können, ist zumindest unwahrscheinlich, genauso unwahrscheinlich, wie aus einer Buchstabensuppe durch Veränderung einzelner Buchstaben ein sinnvoller Text entsteht: Der „evolutionäre Druck“ in Richtung auf das Ziel (sinnvoller Text <–> höhere Letalität) besteht einfach nicht.

Die Evolution arbeitet mit Mutation und Selektion. Bei Viren gilt ebenso das Grundgesetz der Evolution: Survival of the fittest. Infektiosität ist ein Selektionskriterium, Letalität nicht.

Nun bin ich weder Infektiologe noch Epidemiologe. Ich erhebe keinen fachlichen Wahrheitsanspruch auf diese Überlegungen. Aber ich schalte meinen Verstand nicht aus. Wie die Evolution selektiert, war in der DDR Schulwissen. Was Lauterbach sagt, ist zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich.

Man kann einem Gesundheitsminister, der auch Arzt ist, nicht unterstellen, dass er diese Zusammenhänge nicht kennt. So lässt sich aus seinen Äußerungen nur der Schluss ziehen:

Er will das Publikum für dumm verkaufen und die Interessen der Politik wahren. Hier wurde eine Nebelkerze gezündet.

Update 2: Gerade wird meine Interpretation der RKI-Daten durch eine neue Untersuchung in den USA bestätigt: Omikron ist 91 % weniger tödlich als Delta.