Der Irrsinn nimmt kein Ende. Jetzt sind wir bereits bei mittelalterlichen Selbstbezichtigungen angelangt: „Ich Unwürdiger …“
Was ist passiert? Jetzt hat es auch den Golfsport erwischt, den Hort der Reichen und Edlen. Justin Thomas, ehemals Weltranglistenerster und immer noch ein Topgolfer, ist ein Fluch herausgerutscht. So etwas soll ja vorkommen, wenn man bei einem wichtigen Turnier spektakulär knapp am Loch vorbeischiebt.
Das ist etwa so, als wenn ich beim Brötchenschmieren mit dem Messer ausrutschte und laut „Scheiße“ sage – nur interessiert das keinen. Das kann man von Justin Thomas allerdings nicht behaupten. Der hat etwas gemurmelt, was angeblich homophob, mehr zu sich selbst, das landete aber dank empfindlicher Platzmikrofone in der Öffentlichkeit. Er muss es allerdings wirklich leise gesagt haben, denn ich konnte es aus dem Videoausschnitt eines Sportsenders nicht heraushören.
Vielleicht hat er sich selbst als „Schwuchtel“ bezeichnet oder so etwas, was man eben so tut, wenn man gerade haarscharf eine Million Dollar oder so verpasst hat mit einem einzigen Schlag. Genau herauszubekommen ist das nirgends, denn kein Medium, von RTL bis zur „Golf Post“, zitiert das Corpus Delicti. Man ist hier auf Vermutungen angewiesen
Kaum war es in der Welt, kroch Justin Thomas zu Kreuze. Offenbar war ihm klar, was da auf ihn zukommen würde. Wie weit dieser unwürdige Kotau ging, kann man im Originaltext lesen:
There’s no excuse. … I’m an adult. I’m a grown man. There’s absolutely no reason for me to say anything like that. It’s terrible. I’m extremely embarrassed. It’s not the kind of person that I am … But unfortunately I did it and I have to own up to it and I’m very apologetic. … I deeply apologize to everybody and anybody who I offended and I’ll be better because of it.
Tiefer kann man sich nicht mehr im Staub wälzen. Obwohl er sofort nach der Runde diese Sätze äußerte, es nutzte sowieso nichts mehr. Seit heute mittag ist es amtlich: Sein Sponsor Ralph Lauren hat sich mit sofortiger Wirkung von ihm getrennt, da seine Äußerung „mit den Werten unseres Unternehmens unvereinbar“ blablabla usw sei.
Auf Twitter hatten sich selbstverständlich sofort die üblichen Ghostbusters gemeldet: Sicherlich sei die Äußerung spontan gewesen. Aber dass sie in Thomas‘ Gedächtnis überhaupt so abgespeichert sei, dass er sie in diesem Moment spontan abrufen konnte, das sei eben Ausdruck eines latenten Rassismus.
Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich. Das ist schon die hohe Schule psychologischen Einfühlvermögens. Die Orwellsche Gedankenpolizei schlug also sofort voll zu.
Nun ist Thomas keiner, um dem man sich Sorgen machen muss. Der ist Multimillionär und bleibt es auch. Bei großen Turnieren gibt es für den Sieger jedes Mal Millionen und die Sponsorengelder kamen ja bis heute auch noch dazu. Aber der Vorgang zeigt, wo wir inzwischen gelandet sind: nicht nur ein unbedachter Satz, eine missverständliche Äußerung, sondern sogar ein einziges unbedachtes Wort, und sei es nur zu sich selbst, menschlich völlig nachvollziehbar, kann das Ende der Karriere bedeuten.
Was wird daraus resultieren? Völlig gehemmte Menschen, die versuchen werden, ihre Emotionen jederzeit voll unter Kontrolle zu halten und die Öffentlichkeit in jeder Form imme nur als potentiell als gefährlich und vermintes Gelände wahrnehmen. Ein dumpfes, ideenfeindliches und gehemmtes gesellschaftliches Klima, wie ich es noch aus der DDR kenne.
Halt, das stimmt nicht ganz: So schlimm war es nicht mal damals. Im privaten Umfeld konnte man sich weitgehend angstfrei äußern. Und ich kann es auf meinem Blog auch, immerhin das geht noch. Es klingt nicht schön, aber es ist angemessen – was Böhmermann kann, kann ich auch: Ich scheiße auf diese stets im Rudel auftretenden Blockwarte auf Twitter oder sonstwo. Und ob die wirklich homo oder hetero sind, das ist mir aber auch sowas von egal.
„Ich scheiße auf diese stets im Rudel auftretenden Blockwarte auf Twitter oder sonstwo. Und ob die wirklich homo oder hetero sind, das ist mir aber auch sowas von egal.“
Geil!! 👍👍👍😂😂😂…aber so was von….weiter so Herr Stamer
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Bald erreicht die Toleranz ein so tiefes Niveau, dass die Klugen nicht mehr denken dürfen, da es die Gefühle der Dummen beleidigt. (Netzfund)
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