Im Rahmen des Festivals in der Zitadelle Spandau soll im nächsten Jahr auch Xavier Naidoo auftreten. Dagegen hat in der Bezirksverordnetenversammlung die SPD-Fraktion mobil gemacht. In einer Großen Anfrage warf der Fraktionsvorsitzende Christian Haß die Frage auf, ob Spandau nun „Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern den roten Teppich“ auslege?
Da haben sie sich also angegriffen gefühlt, die Herren Puppenspieler von der SPD, die so gern ihre Marionetten bei ARD und ZDF tanzen lassen:
Wie lange noch wollt ihr Marionetten sein
Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter
Merkt ihr nicht, ihr steht bald ganz allein
Für eure Puppenspieler seid ihr nur SachverwalterUnd weil ihr die Tatsachen schon wieder verdreht
Werden wir einschreiten
Und weil ihr euch an Unschuldigen vergeht
Werden wir unsere Schutzschirme ausbreiten…
Ja, so sieht das mit der Kunstfreiheit aus, wenn es den unsozialen Demokraten nicht passt. Mit „Messerklinge in Journalistenfresse“ haben sie ja, wie unser SPD-Bundespräsident (makabrerweise nur Tage nach dem Messermord von Chemnitz) bekundet hat, eher weniger Probleme. Hier noch einmal der Textausschnitt von K.I.Z. „Ein Affe und ein Pferd“:
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Bullen hör’n mein Handy ab (Spricht er jetzt von Koks?)
Ich habe 50 Wörter für Schnee, wie Eskimos
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt…
Ganz im Gegensatz dazu Xavier Naidoo, der sich in seinen Texten nie gewaltaffin geäußert hat. Er hat es halt nur gewagt, die Lage in Deutschland grundsätzlich anders zu beurteilen als die SPD und ist doch tatsächlich, was für ein Skandal, auf einer Veranstaltung aufgetreten, die Reichsbürgern zugeordnet wurde. Das war offenbar schon zu viel. Auch ist er weder ein Reichsbürger, noch ein Verschwörungstheoretiker. – und selbst wenn, wäre das seine Privatsache. Schaut man auch bei einer amerikanischen Country-Band nach, ob sie zu Hause Trump gewählt hat? Was gibt der SPD das Recht, Naidoos wirtschaftliche Existenz anzugreifen?
Aber beide Begriffe, Reichsbürgertum und Verschwörungstheoretiker, sind ja auch inzwischen schon weitgehend sinnnentleert und werden nur noch in der herabsetzender Weise zur Stigmatisierung eingesetzt. Über Naidoo gibt es einen diffamierenden Artikel im Tagesspiegel. Diesen verlinke ich hier extra nicht, nur so viel, er arbeitet mit den üblichen Methoden von Kontaktschuld und Rechtsextremismusnähe.
Ob die SPD in Spandau ihren Gesinnungs-TÜV auch bei einem Auftritt von Igor Levit durchziehen würde, der ja immerhin Menschen unserer Gesellschaft das Menschsein abgesprochen hat? Vielleicht schaut man jetzt überhaupt bei sämtlichen Künstlern erst einmal in den sozialen Netzen nach, was dort so für Beiträge geteilt werden. Ich selbst dagegen interessiere mich nicht für die politischen Ansichten der Künstler, auf deren Konzerte ich gehe. Ich höre die Lieder und Texte. Mein Lieblings-Jazzpianist ist Brian Culbertson. Ich habe keine Ahnung, wie der politisch tickt und es ist mir auch egal. Und selbst wenn er z. B. die Extremisten bei BLM unterstützen würde, wäre ich entschieden dagegen, seine Auftrittsmöglichkeiten zu beschneiden.
Es ist ein Skandal, wenn Parteien sich anmaßen, Auftrittsmöglichkeiten von Künstlern von politischem Wohlverhalten abhängig machen zu wollen. Dann sind wir nämlich bald wieder bei Verhältnissen, die Wolf Biermann in der DDR erlitten und angeprangert hat. Abgesehen davon, dass das grundgesetzwidrig wäre.
Das Konzert im nächsten Sommer ist fest vereinbart, die Verträge sind gültig. Für eine Absage gibt es also keine rechtliche Grundlage. Die Fläche sei nach Aussage des Kulturstadtrats Hanke (CDU) für drei Monate fest an den Veranstalter vermietet. Hohe Schadensersatzansprüche wären bei einer Absage die Folge. Eine Zensur lehnt der Stadtrat nach eigenem Bekunden ausdrücklich ab. Allerdings steht aufgrund der Pandemie noch nicht fest, ob das Musikfestival überhaupt stattfindet.
Aber gut, wenn schon einmal klar ist, wie weit die Liebe zur Kultur, die ja bei der SPD immer so stark betont wird, in Wirklichkeit geht. Nämlich genau bis zur Grenze des eigenen beschränkten politischen Horizonts.