„Eine Zensur findet nicht statt“ – so steht es im Grundgesetz. In der Praxis wird allerdings zensiert, was das Zeug hält. Auf YouTube verschwinden Beiträge, Facebook zensiert, Twitter zensiert. Der Vorgang wird nur anders genannt: Hausrecht, Nettiquette, Kommentarregeln. Der Effekt ist immer der gleiche: Missliebige Meinungen werden aus der Öffentlichkeit ausgesperrt. Die „Welt“ hat sich neuerdings darauf verlegt, User nicht mehr komplett zu sperren, sie veröffentlicht einfach die Beiträge nicht.
Heute habe ich mal ausprobiert, ob es wirklich an den Texten liegt. Mir fiel in der „Bild“ ein Beitrag des Chefredakteurs Julian Reichelt auf, der sich schon früher einmal durch einen mutigen Gastbeitrag bei Roland Tichy empfohlen hatte, in dem er die Außenpolitik unter Merkel einer gnadenlosen Kritik unterzog. Der Mann hat also „guts“.
Hier geht es um die Konsequenzen des Messerattentats von Dresden:

Ich habe mir den Spaß gemacht, einen Textausschnitt dieses Artikels in der „Welt“ unter einem passenden dortigen Artikel als eigenen Leserkommentar einzugeben. zunächst ohne Zitatkennzeichnung, um nur die Reaktion auf den reinen Inhalt zu testen. Hier in der Vorschau:

Es passierte, was ich erwartet hatte: der Text wurde nicht freigeschaltet.
Selbstverständlich hätte ich nach Veröffentlichung ein weiteres Posting nachgeschoben und auf Julian Reichelt aufmerksam gemacht, um mir nicht den Vorwurf eines Plagiats einzuhandeln. Aber soweit kam es nicht. Der Text landete im Papierkorb.
Daß der verantwortliche „Moderator“ bei der „Welt“ den eigentlichen Autor erkannt hatte und nur das Plagiat nicht zulassen wollte, kann man ausschließen: Ich habe den Text noch einmal eingereicht, diesmal mit korrektem Autorenhinweis:

Selbst dieser Text landete im Papierkorb, also lag tatsächlich am Inhalt. Ein so kritischer, emotionaler und zutreffender Text wird in der „Welt“ als Leserkommentar nicht zugelassen. Die „Welt“ (online) hat die restriktiveste Zensur gegenüber ihren Lesern von allen großen Tageszeitungen, die Kommentarbereiche haben, und dabei selbst Spiegel-online überholt.
Aber es ist schon bezeichnend, WAS dort inzwischen alles blockiert wird. Reichelt stellt ja nicht nur implizit direkt die Flüchtlingspolitik infrage, ein Nogo in der „Welt“, zumindest im Leserbereich. Er zieht vor allem eine unmittelbare Verbindung zwischen Terrorismus und Flüchtlingspolitik, das ist nichts weniger als der rosa Elefant in sämtlichen deutschen Medien. Bekanntlich kann nicht sein, was nicht sein darf.
Zwar fordert auch der Bild – Chefredakteur nicht die Beendigung der Masseneinwanderung. Aber von der Forderung, Terroristen nicht mehr zu schützen (und das kann nur bedeuten, sie abzuschieben) bis zur logischen Schlussfolgerung, dass man am besten solche Leute gar nicht erst ins Land lassen sollte, ist es nur ein kleiner Schritt. Die Steuerzahler, die dieses Land aufbauen, werden dann auch noch gezwungen, solche Leute zu alimentieren. Das kann man nur als Schlag ins Gesicht empfinden.
Diesen Text zu blockieren, ist eine Blamage für die „Welt“. Aber die Zeitungen rangeln gerade um die größten Brocken der Staatsknete, 200 Millionen sind für die nächsten Jahre der „systemrelevanten Presse“ zugesagt. Da kann, das zeigen auch andere Beispiele, die Schleimspur für manche nicht breit genug sein.
Für ihre Leser wird eine solche Zeitung offenbar nicht mehr gemacht.
Das habe ich schon seit über einem Jahr immer wieder erleben dürfen, Kommentare von mir (und ich formuliere höflich & achte auch darauf, wie ich schreibe), werden nicht veröffentlicht, je nach Thema!
Mittlerweile kommentiere ich dort nicht mehr, also eine kritische Stimme weniger, Ziel erreicht!?
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