Und wieder jagt ein Sturm der Entrüstung durch die sozialen Netzwerke. Ein Video wurde millionenfach geklickt, und eine solche Aufmerksamkeit wird als gesellschaftsrelevant angesehen. Schließlich erreichte die Angelegenheit auch die Mainstreammedien: ein Fall von Rassismus in einem Park in den USA.
Das Geschehen hat sich nach Darstellung der „Welt“ etwa so abgespielt: Ein junger Schwarzer geht im New Yorker Central Park Vögel beobachten. Er führt nichts Böses im Schilde, da kommt ihm eine junge Frau mit einem Hund entgegen. Er macht diese Frau darauf aufmerksam, dass sie ihren Hund doch bitte anleinen solle. Daraufhin wird diese laut und droht mit der Polizei. Er schaltet sein Handy ein und bannt die ihren Hund festhaltende junge Dame auf Video. Die Polizei kommt schließlich, findet aber kein Delikt vor und verhaftet niemanden. Soweit, so unbedeutend.
Der junge Schwarze stellte jedoch das Video ins Netz und Stunden später gab es einen veritablen Shitstorm gegen die junge Frau, die von vielen abfällig „Central Park Karen“ genannt wurde und die in der Folge nicht nur ihren Job, sondern auch ihren Hund verlor, obwohl sie sich für ihre „Überreaktion“ entschuldigte. Der Vorfall zeige einen tief sitzenden Alltagsrassismus in den USA, äußerte sich der New Yorker Bürgermeister.
Irgendwie fühle ich mich hier verschaukelt. Mein Bauch grummelt, und das ist ein Zeichen dafür, dass an einer Geschichte etwas nicht stimmt. Für mich ergeben sich zu dem Geschehen nämlich diverse Fragen. Aber die werden in dem Artikel nicht gestellt, und auch nicht als Leserreaktion zugelassen, deshalb stelle ich sie hier:
Eine Frau, die in einem Park einen Schwarzen trifft, kann die sich in New York sicherer fühlen, als etwa im Berliner Görli, wo die Schwarzen afrikanische Drogendealer sind, die Passanten fragen, ob sie Shit oder Meth kaufen wollen? Mehr oder meist weniger höflich? Aber halt, vielleicht macht man sie ja auch nur auf ein Fehlverhalten aufmerksam. Zum Beispiel, dass sie ihren Hund unerlaubterweise frei herumlaufen lässt. Oder auch nicht. Denn dieser Teil des Videos fehlt.
Das Video zeigt nur einen Ausschnitt des Geschehens. Wie man aber spätestens seit dem Hase-Video von Chemnitz weiß, können Bilder auch lügen. Es kommt bei solchen Videos ganz entscheidend auf die Vorgeschichte und den Zusammenhang an. Wie hat sich das Geschehen entwickelt, was war vorher los? Diese Frage wird nicht beantwortet. Da ist die Handykamera noch nicht gelaufen. Man sieht nur die Reaktion der Frau.
Und die ist weniger aggressiv, sondern eher ängstlich. Als sie die Polizei ruft, scheint sie regelrecht panische Angst zu haben. Sie hält vor allem ihren Hund fest. Wenn der vorher frei herumgelaufen ist, wie hat sie dann so schnell das Halsband anlegen können und die Leine? Wie „rassistisch“ kann eine verängstigte Frau gegenüber einem kräftigen jungen Mann überhaupt sein? Die Frage stellt sich die „Welt“ nicht. Ich vermute, sie ruft die Polizei, um heil aus der Situation herauszukommen. Denn der Schwarze fordert sie regelrecht dazu auf. Das spricht nicht gerade für eine spontane Reaktion. Sie begreift an diesem Punkt in ihrer Panik gar nicht, was da gespielt wird. Der Schwarze dagegen ist so ruhig, dass nicht einmal das Video sonderlich verwackelt wirkt.
Und damit wird die Sache, wenn sie veröffentlicht wird, auch politisch: sie wird in ein Deutungsmuster eingepasst. So wie aus dem Hase-Video in Chemnitz völlig unberechtigterweise eine Hetzjagd konstruiert wurde, ist hier von Rassismus die Rede. Nun ja, vielleicht hatte die Frau einfach Pech. Sie traf eben nicht auf einen Ghettobewohner, der sie überfallen wollte, sondern auf einen Harvard-Absolventen, der offenbar sehr wohl wusste, wie man so einen Vorfall politisch verwerten kann und dies auch sehr erfolgreich getan hat, was ihm großen Beifall gebracht hat. Dann ist sie aber höchstens einem Irrtum aufgesessen. In solchen Situationen muss man instinktiv handeln, da kann man nicht erst die persönliche Vita des Kontrahenten prüfen.
Für die interessierte Öffentlichkeit ist jedenfalls, je nach politischem Standpunkt, die Sache eindeutig: New York ist eine Hochburg der Demokraten, da ist es klar, der Schwarze ist das Opfer. Und die Frau ist eine Hexe, die verbrannt gehört. Was dann ja auch passiert ist: sie ist nicht nur ihren Job los, sondern hat auch noch ihren Hund ins Tierheim zurückgebracht. Dass sie sich entschuldigt hat, hatte etwa die Wirkung eines Widerrufs auf dem Scheiterhaufen.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass sie ihren Hund vor Anfeindungen schützen wollte, sicherlich hat es entsprechende Drohungen gegeben. Denn die amerikanische Rassismusfrage ist ein Pulverfass, gegen das die Kontroversen um die AfD in Deutschland noch harmlos wirken.
Das werfe ich der „Welt“ vor, dass sie diese Fragen nicht nur nicht stellt, sondern nicht einmal im Forum zulässt. Bei mir wurden heute etwa fünf Beiträge unterschiedlichen Inhalts zum Thema blockiert, was mich nun allerdings längst nicht mehr überrascht.
Für mich ist die Situation längst nicht so eindeutig wie für die Hexenjäger. Es gibt auch eine ganz andere Möglichkeit.
Könnte das Ganze nicht auch eine Falle sein? Etwa so:
Ein geschickter Aktivist, laut „Welt“ in der Bürgerrechtsbewegung, versucht, genau solche Situationen zu schaffen. Die sind nicht unwahrscheinlich, das Herumlaufenlassen von Hunden ist in öffentlichen Parks auf der ganzen Welt ein Massendelikt. Er kann sich sicher fühlen, denn er ist kein Unterschichtenangehöriger, sondern ein Ornithologe, sogar Harvard-Absolvent. Dem glaubt man das „Vögel beobachten“. Denn in der Öffentlichkeit ist nicht das entscheidend, was wirklich geschehen ist, sondern das, von dem die meisten Leute annehmen, dass es wahrscheinlich sei. Ein solcher Aktivist macht Weiße auf kleine Vergehen aufmerksam, und wenn diese dann reagieren, zieht er die Rassismuskarte. Je öfter ich das Video sehe, desto mehr habe ich den Eindruck: Da weiß jemand genau, was er tut mit dem weißen Kaninchen vor seiner Linse.
Wäre ich ein Anti-Rassismus-Kämpfer, würde ich sagen: Genial! Da kann auch kaum etwas schiefgehen, denn eine solche Frau mit einem kleinen Hund wird kaum handgreiflich werden. Und der schwarze „Vogelbeobachter“ erscheint als Opfer und kann auch noch Millionen mit seinem Video davon überzeugen! Wäre ich in den USA, würde ich überprüfen, welchen Organisationen der junge Mann angehört. Es wird nur allgemein in der „Welt“ erwähnt, dass er in der Bürgerrechtsbewegung aktiv sei. Das hatte ich anfangs sogar überlesen, bestärkt mich aber jetzt in meiner Vermutung. Havard ist bekanntlich auch nicht gerade eine Trump-Hochburg.
Hätte er weggesehen, wenn eine schwarze Frau ihren Hund hätte laufen lassen, falls das überhaupt passiert ist, denn im Video wurde der Hund ja samt Leine festgehalten? Das ist eine Unterstellung, sicherlich. Aber ist es unvorstellbar? Darf man diese Frage nicht stellen?
Kann man der jungen Frau vorwerfen, dass sie einen Überfall vermutete? Hätte sie sich bei einem Redneck anders verhalten? Wohl kaum. Aber dann ist es auch kein Rassismus. Und hier trifft das Wort einmal zu, denn es handelt sich bei den Beteiligten um zwei verschiedene Rassen. Ach ja, die gibt es ja gar nicht. Wurde ich gerade neulich auf Twitter belehrt.
Noch eins bewegt mich: wie geht der junge Schwarze damit um, dass er seiner Begegnung praktisch die Existenz zerstört hat? Eigentlich aus nichtigem Anlass? Auf Twitter kursiert neben dem Original ein Video
in dem sich der Vogelliebhaber so gebildet, eloquent und selbstsicher zeigt, wie man es bei einem Havard-Absolventen vermutet. Hat er ein Problem damit, oder empfindet er es als einen Sieg seiner Bewegung? Klartext: War das genau das Ziel und der gesellschaftliche Tod der jungen Frau ein einkalkulierter Kollateralschaden, oder tut ihm das leid? Aber diese Frage scheint sich überhaupt niemand im Netz zu stellen.
Entweder handelt es sich also um ein unglückliches Zusammentreffen, das nicht die Kriterien für Rassismus, den es zweifellos in den USA gibt, erfüllt. Oder es handelt sich um eine bewusste Provokation eines Aktivisten, dann hat dieser zumindest eins erreicht: die junge Frau hat nach diesem Vorfall ganz bestimmt etwas gegen Schwarze. Und damit wird der Graben zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung der USA wieder ein kleines Stückchen tiefer. Das wäre aber genau das Gegenteil von dem, was Bürgerrechtler, denen er doch angehört, sich auf die Fahnen geschrieben haben.
Ergänzung: Eben habe ich noch einmal die Reaktion der anderen Leser auf die beiden Artikel in der „Welt“ gelesen. Ich bin überrascht, wie viele ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass sich die Sache so zugetragen hat, wie der Mann erzählt. Da besteht offenbar nicht der geringste Zweifel. Ich frage mich: Wer ist so geistesgegenwärtig, als Beteiligter (nicht als Zeuge!) eines Streits in so einem Fall das Handy zu zücken und die Reaktion des überraschten Gegenüber (er hat ja die Frau angesprochen) zu filmen? Ich meine, so ganz spontan? Das riecht doch ganz stark danach, dass da jemand nicht nur auf der Suche nach Vögeln war.
Jaaa,ein studierter Schwarzer kann ja nur ein schlimmer Finger sein und böse Absichten gehabt haben…..klaaaar.Die aaaarme Frau! Er hat sie nur fertig macheen wollen,klaaar.wie immer….weiss man ja von solchen Leuten,ne?
Nebenbei:Ich bin nicht schwarz und ich habe Angst vor den Kampf-und sonstigen Kötern,die in D heutzutage auch während der Wildtier-Schonzeiten in Parks und Wäldern herumrennen.In Seen springen, Wasservögelgelege zerrupfen.Und die Besitzer dieser Hunde werden, darauf angesprochen, dann meistens ausverschämt und laut.Herr Stammer, haben Sie einen Hund?.
Ich würde in D auch gerne die Polizei wegen solcher Leute holen können!!!!! Wenn man solche Geschichten schon aus 10000km Entfernung an den rassistischen Ausgangspunkt zurückschreibt-anstatt das den New Yorker Börden zu überlassen-sollte man aber auch vor der eigenen Haustür erst recht für Ordnung sorgen.Der Ornithologe soll in Zukunft ohne vorher was zusagen gleich die Cops holen.Dann hat auch keiner Angst vor ihm.Höchstens vor der Geldstrafe und dem Tierheim.ME hatte die Frau davor Angst und deshalb hat er gesagt,sie SOLL die Cops holen.Aber hier hat „der Schwarze ihr Leben zerstört“ Lecker…..
LikeLike
Stellen wir uns den Fall doch mal andersherum vor. Ein womöglich auch noch alter weißer Mann macht eine dunkelhäutige Frau, die ihren Hund in diesem Park frei herumlaufen lässt, auf das Verbot aufmerksam. Die Frau filmt den Mann, sagt, dass sie sich vorab bedroht fühlte, dass sie vorab beschimpft wurde,und stellt das Video ins Netz. Wie wären dann die Reaktionen ausgefallen. Den selben Fall in Südafrika, wo dreimal mehr Morde an Weißen als an Schwarzen passieren und pro Einwohner doppelt so viele wie in den USA, mag ich mir gar nicht vorstellen. Die selben Reaktionen dürften inzwischen von linken Seiten in Deutschland geschehen.
Folgende Begebenheit fand ich in einer Zusammenfassung auf dem Umschlag des Buches „Der Krieg, der viele Väter hatte“, (2. Weltkrieg), von Ex Bundeswehr Generalmajor Gerd Schultze-Rhonhof. Zitat: Der israelische Botschafter in Bonn,Asher ben Nathan, antwortete in einem Interview auf die Frage, wer 1967 den Sechstagekrieg begonnen und die ersten Schüsse abgegeben habe: „Das ist gänzlich belanglos. Entscheidend ist, was den ersten Schüssen vorausgegangen ist.“
Schon fallen mir hierzu auch wieder die herbeigelogenen Chemnitzer Hetzjagden ein. Das angebliche Hetzjagdvideo zeigt natürlich nicht die vorangegegangenen Provokationen gegen die angeblichen Hetzjäger. Den Teil zu entfernen, dafür reicht selbst der Verstand gewisser linker Kreise gerade noch aus.
LikeGefällt 2 Personen