Es ist 18:00 Uhr, ich sitze im Garten und lese. Fern vom Dorf her jenseits des Sees läuten die Glocken. Das tun sie hin und wieder, zehn Minuten lang. Jetzt, wo es überall so still ist, fällt es besonders auf. Die Luft ist sehr klar hier und der Klang trägt weit.
Ein schöner, leicht vom Winde verwehter Klang, der Heimat bedeutet. Die Kirche in Backsteinbauweise existiert seit 150 Jahren und so lange läuten wohl auch die Glocken schon. Sie ersetzte einen Vorgängerbau aus Fachwerk, von dem nicht überliefert ist, ob er eine Glocke trug.
Warum habe ich eigentlich keine Fotos der Kirche? Ich stecke das Handy in die Tasche und gehe zum See. Auf dem Rückweg erreichen mich die ersten Regentropfen seit der wochenlangen Dürre. Aber mehr als ein paar sind es nicht.
Die Glocken haben jetzt aufgehört zu läuten. Sie rufen die Gläubigen, die Andacht findet aber gegenwärtig nur virtuell statt. Ich bin keiner, aber ich liebe den Klang. Jeder kann teilnehmen, niemand muß. Die Kirche gehört hierher, wie auch das Glockengeläut.
Ich bin froh, dass es nicht der Ruf des Muezzin war.