Boris Reitschuster, Journalist, Blogger, ehemaliger Moskau-Korrespondent des „Focus“:
Eine Regierung, die noch vor wenigen Monaten das Weltklima korrigieren und retten wollte, ist nun an der Versorgung ihrer Krankenhäuser mit Schutzmasken und Schutzkleidung gescheitert. Völlig zu Recht spricht Jan Fleischhauer von „Staatsversagen“. Selten ist Größenwahn so schnell, so peinlich entlarvt worden. Dumm nur, dass dies Menschenleben kosten wird.
Noch am 27. Januar sagte der zuständige Minister Jens Spahn:
Grundsätzlich sind wir wachsam, wir nehmen die Dinge sehr ernst, wir sind aber auch gut vorbereitet.
Pandemie- und Umgangspläne sorgten für Klarheit, was im Fall der Fälle an den Flughäfen und an den Klinken zu tun sei. In einem nächsten Schritt würden die Kontaktpersonen identifiziert, die die betreffende Person in Deutschland, in Europa gehabt hat“, so Spahn weiter. „Diese Kontaktpersonen würden informiert, aufgesucht und beraten und gegebenenfalls behandelt werden.“
Wie sich ein Minister das auf der obersten Ebene mit wenig Praxisbezug halt so vorstellt. Dabei war er ebenfalls im Januar bereits informiert, dass es einen gefährlichen Mangel an Schutzausrüstung gab. Ein Großhändler hatte ihn warnend darauf hingewiesen, aber keine Antwort erhalten.
Wenn heute dieses Versäumnis Menschenleben gefährdet und die Kanzlerin erst sieben Wochen später am 18. März den Hebel herumriss, kann man schon von Staatsversagen sprechen.