Gestern kam bei Maybrit Illner heraus, dass Spahns Ministerium einen ganz entscheidenden Hinweis ignoriert hat. Das erinnert mich an die NASA vor der Challenger-Katastrophe.
Damals hatten mehrere Ingenieure auf die letztendliche Katastrophenursache (eine bei Kälte versprödende Dichtung) intern hingewiesen, aber die Führung hatte ihre Warnungen ignoriert, da der Start schon mehrmals verschoben worden war und sie sich unter Druck sah: wird schon klappen. Hat aber nicht.
Hygieneartikel-Großhändler Theiler griff den Minister frontal an und stellte klar, daß er bereits Anfang Februar die Tendenz für Engpässe an Schutzmaterial am Markt wahrgenommen und sich warnend an Spahn gewendet habe. Theiler fassungslos:
Wir haben keine Reaktion bekommen. Da arbeiten 700 Mitarbeiter in dem Ministerium, warum hatte das niemand im Blick, wenn die schon meine Briefe nicht lesen? Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass die so unglaublich schlecht vorbereitet sind. Wir hatten sechs Wochen Zeit.
Es liegt in der Verantwortung des Ministers, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Wenn schon ein Großhändler und Hersteller keine Antwort aus dem Ministerium bekommt, was hat denn ein Krankenpfleger zu erwarten, der über Missstände aus der Praxis berichtet?
Leider ist es ungute Tradition in Herrschaftsstrukturen, Kritik unter der Decke zu halten. Die Ignoranz gegenüber diesem Warnhinweis kann aber noch viele Leben kosten.
Zu den propagandistischen Lobeshymnen, die in den meisten Medien über Spahn gesungen werden, passt das freilich nicht. Wenigstens hat die „Welt“ diesmal korrekt berichtet. Und die ARD hat den Händler eingeladen. Hin und wieder funktionieren die klassischen Medien noch. Das ist wie ein Zucken in der Agonie.
Tja, da kann man nur noch mit Sarkasmus reagieren.
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Aber Herr Stamer, natürlich musste man sich auch dort erst Rat bei Mc Kinsey & Co holen.
Vermutlich wurde erst mal an den Verträgen hierzu im dreistelligen Millionenbereich gearbeitet. Solche Dinge wollen wohl überlegt sein, um nicht Steuergelder unnötig zu verplempern. Merke: Auch in Katastrophenfällen ist der Dienstweg einzuhalten.
Das können die vielen spärlich bezahlten Mitarbeiter dort im Gehobenen und Höheren Dienst, bzw. gar nach Besoldungsgruppe B, natürlich nicht allein in die Wege leiten.
Und wegen belangsosem Kram kann man die Staatssekretäre oder gar den Minister nun auch nicht behelligen. So etwas mag kein Abteilungsleiter.
Das Volk soll nun wirklich den beruhigenden Worten der Kanzlerin vertrauen. In der Ruhe liegt die Kraft. Zumindest solange bis man selbst nicht infiziert ist. Nun sind die Viren halt da, aber wir schaffen das. Und wenn nicht, dann schaffen sie halt uns. Ist doch ganz einfach, oder?
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