Es fällt mir nichts Angemessenes zu dem Hanauer Massaker ein. Zu dem abscheulichen Verbrechen, zu der abscheulichen Instrumentalisierung, die abzusehen war und nun eingetreten ist. So viele Opfer, so viel Leid, zerstörte Familien, ein Leben lang.
Treffend erscheint mir der Kommentar eines Lesers des „Cicero“, dem ich hier das Wort überlasse:
Stefan Bosel / Do, 20. Februar 2020 – 14:22
Ein Irrer und die Rechten!
Eine schreckliche Tat. Da gibt es nichts zu relativieren.
Indes, so wie die Fahndung, so läuft auch die Schuldzuweisung auf Hochtouren. Dies geschieht beinahe reflexartig. Nur wenige Stunden nach dieser Horrortat, weiß man, dass die AfD damit in Verbindung zu bringen ist. Komisch, mir fällt der Reichstagsbrand ein. Da wusste Göhring auch sofort, das waren die Kommunisten. Dabei war der wahre Täter van der Lubbe ein Irrer, so wie der Täter von Hanau ein Irrer zu sein scheint. Aber die Schuldigen stehen trotzdem fest. Damals wie heute.
Denkt man denn, das Wahlvolk durchschaut diese Szenarien nicht mit der Zeit. Der Mord am Regierungspräsidenten, die Morde von Halle – dasselbe Szenarium – diesselben Schuldzuweisungen.
Es geht um etwas anderes: Es braucht den Vorwand zum Verbot der AfD. Das wird immer dringender. Sonst könnte die politische Macht tatsächlich noch an die geschmähte und vielgehasste Partei verloren gehen.
Ich glaube unseren Medien und unserer Regierung kein einziges Wort.
Etwas muss ich dann doch noch anfügen: Ist dieser Terrorakt nicht mit religiösem oder politischem Terrorismus gleichzusetzen?
Gleichwertig sind alle Terrorakte tatsächlich: nämlich zutiefst menschenverachtend und verbrecherisch. Gleichzusetzen sind sie aber nicht.
Es besteht ein Unterschied zwischen indoktrinierten Gläubigen und Leuten, die so etwas politisch ausnutzen, als Waffe einsetzen und steuern auf der einen Seite, und geisteskranken Menschen, die schon im Kindesalter Stimmen hören und glauben, ein Geheimdienst könne sich in Gedanken einklinken. Und den Leuten, die das dann politisch instrumentalisieren.
Nun also die Steigerung: Wenn ein Islamist einen Terroranschlag im Namen seiner Religion bei voller Zurechnungsfähigkeit verübt, hat dies „nichts mit dem Islam zu tun“. Wenn aber ein wahnkranker Mensch die halbe Menschheit auslöschen will (das „Manifest“ zählt Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Israel, Syrien, Jordanien, Libanon, die komplette saudische Halbinsel, die Türkei, Irak, Iran, Kasachstan, Turkmekistan, Usbekistan, Indien, Pakistan, Afghanistan, Bangladesh, Vietnam, Laos, Kambodscha bis hin zu den Philippinen auf, die „komplett vernichtet“ werden müssten), ist daran „die AfD schuld“.
Gegen solch eine Ungeheuerlichkeit kann sich die AfD nur mit der Wahrheit wehren: mit der Veröffentlichung dieses „Manifests“, das die psychische Erkrankung des Täters sofort augenfällig macht. Diese Weltsicht ist nicht rechts, sie ist nicht links, sie ist nur pathologisch.
Ein Paranoiker oder Schizophrener ist ein wahnkranker Mensch und es ist tragisch, dass er nicht rechtzeitig behandelt oder auch, wenn nicht anders möglich, isoliert wurde. Welche Ideologie oder welche Überzeugungen er dabei in sein krudes Denksystem integriert, ist persönlichkeitsbedingt. Es hat z.B. einen Fall gegeben, wo der Wohnungsnachbar eines Schizophrenen tätlich angegriffen wurde, weil dieser ihn angeblich mit Mikrowellen bestrahlt habe. Der Wahn ist immer primär, sein Objekt sekundär und völlig individuell.
Deshalb ist es perfide, politische Ideen selbst zum Wahnsystem zu erklären und damit als krankhaft abzustempeln. Das würde noch einmal eine völlig neue Dimension des politischen Konflikts eröffnen.
Eine bestimmte Partei gar für die Taten solcher Leute verantwortlich machen zu wollen, ist ganz und gar abseitig. Und auch die verhängnisvollen politischen Entscheidungen einer Angela Merkel sind mit solchen Wahnsinnstaten im buchstäblichen Worte nicht in Zusammenhang zu bringen.